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Jan

„Denke nicht an das Schaffen von Kunst, sondern mach es einfach“ (Zit. Andy Warhol)

René Mollet ist Leiter des Kreativateliers in der Stiftung Töpferhaus, die in Aarau, Suhr und Lenzburg Wohn- Arbeits- und Beschäftigungsplätze für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen zur Verfügung stellt. Am Freitag, 17. Februar werden Werke im Lindenfeld ausgestellt.

Ich freue mich, dass ich René vorab zum Gespräch treffen und ihm meine Fragen stellen konnte.
Ich wünsche allen viel Freude beim Lesen.

S. Mayer-Jacober: Wenn du die Institution Töpferhaus einer Person vorstellen müsstest, welche Worte würdest du wählen?
R. Mollet: Das Töpferhaus ist eine Stiftung, die seit über 40 Jahren für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung Wohn-, Arbeits- und Beschäftigungsplätze anbietet. Unser Leitgedanke ist «Gestaltungsraum für Menschen. Mitten im Leben.» zu bilden. Im Kreativatelier Aarau und Lenzburg kann dieser Gestaltungsraum in einer besonderen Form ge- und erlebt werden. Zurzeit arbeiten knapp 100 Besucher:innen in zwei Ateliers an ihren kreativen Projekten, zum Beispiel Zeichnen, Malen, Töpfern, Schnitzen. Dabei ist uns wichtig, dass in einem wertfreien Umfeld Menschen ihre Ressourcen einsetzten können und Kunst entstehen kann.

„Abends sind eine Vielzahl von Kreativwerken zu sehen“

R. Mollet

S. Mayer-Jacober: Wie kann ich mir einen Tag im Kreativatelier vorstellen?
R. Mollet: Die Ateliers sind jeweils von Montag bis Freitag von 9 -12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Alle Besuchende arbeiten in dieser Zeit an einem von ihnen gewähltem Projekt. Da wird gemalt, getöpfert, gestaltet. Als Team versuchen wir die Stimmung aktiv zu moderieren. Unser Ziel ist es «so wenig wie möglich und so viel wie nötig» zu unterstützen und intervenieren. Wer abends noch durchs Atelier geht, findet meist eine Vielzahl von Bildern, Skulpturen oder anderen Projekten sehen, die im Verlauf des Tages entstanden sind.


S. Mayer-Jacober: An was für Werkarten arbeitet ihr?
R. Mollet: Am häufigsten entstehen Bilder und Zeichnungen. Es gibt aber auch Objekte aus Ton, Gips oder Beton. Es wird gewoben, geschnitzt, gefilzt oder geknüpft. Auch textile Projekte werden immer wieder hergestellt.

S. Mayer-Jacober: Was sind deine Herausforderungen als Atelierleiter?
R. Mollet: Die Herausforderung besteht meist darin, dass die unterschiedlichsten Charaktere mit den unterschiedlichsten Geschichten so miteinander arbeiten, dass in einer wohlwollenden, positiven Atmosphäre viele kreative Prozesse umgesetzt werden können.

S. Mayer-Jacober: Wie würdest du die Thematik der Bilder, die im Lindenfeld gezeigt werden, zusammenfassen?
R. Mollet: Wir haben die Zahl 22 gewählt. Zum einen weil alle Bilder im Jahr 2022 entstanden sind und wir im Jahr 2022 unser 10-jähriges Jubiläum feiern konnten.
Zum andern sind es freie Arbeiten/ Bilder, die einen guten Querschnitt durch das Schaffen im Atelier zeigen.

„Nicht durch den Willen, Kunst zu schaffen, entsteht diese, sondern wenn Raum und Zeit zur Verfügung gestellt wird, wo kreatives Arbeiten und Handeln möglich ist.“

R. Mollet

S. Mayer-Jacober: Welche Botschaft möchtest du den Leser:innen dieses Beitrages gerne mit auf den Weg geben?
R. Mollet: Andy Warhol hat einmal gesagt: Denke nicht an das Schaffen von Kunst, sondern mach es einfach. Lass andere darüber entscheiden, ob sie gut oder schlecht ist. Währenddessen sie darüber debattieren, mache einfach mehr Kunst.
Das ist der Ansatz, wie bei uns Kunst gedacht wird. Nicht durch den Willen, Kunst zu schaffen, entsteht diese, sondern wenn Raum und Zeit zur Verfügung gestellt wird, wo kreatives Arbeiten und Handeln möglich ist. Genau ein solcher Ort will das Kreativatelier sein. Ich hoffe, dass es für jede Person, die die Ausstellung im Lindenfeld besucht, mindestens ein Bild gibt, dass für sie zum unvergesslichen Kunstwerk wird.

S. Mayer-Jacober: Ich habe mir die Bilder, die bereits aufgehängt wurden, angeschaut und schon einen klaren Favorit. Welchen, verrate ich dir bei der Vernissage. Ich danke dir, René, für dieses aufschlussreiche Gespräch und wünsche dir, dem Team und allen im Kreativatelier arbeitenden Menschen viel Inspiration, Freude, Freiraum und Zeit zum Sein.

Das Gespräch führte Simone Mayer-Jacober, Leiterin Kommunikation & Marketing im Lindenfeld

Die Vernissage findet im Lindenfeld, Cafeteria, statt am 17. Februar um 17.00 Uhr. Anwesenheit von René Mollet und Künstler:innen des Töpferhauses. inkl. Apéro. Sie sind alle herzlich eingeladen.

Weitere Informationen zum Töpferhaus sind auf der Webseite abrufbar.