13
Okt

Wenn Gegensätze harmonisch zusammenfinden

Im Lindenfeld kann eine ganz interessante Kunstausstellung besucht werden: fotografische und gemalte Werke laden den Betrachter zum Verweilen ein. Michael Gubler fängt mit seiner Kamera Momente des Lebens ein; auch Ilze Rohr hält in ihren Tierportraits den Augenblick fest. So unterschiedlich die Stilrichtungen sind, so harmonisch wirken sie in der gemeinsam ausgerichteten Ausstellung. Im Interview mit den beiden Kunstschaffenden möchte ich Details zu ihrem Schaffen erfahren. Viel Freude beim Lesen und Vorbeikommen.

S. Mayer: Fotografische und gemalte Kunst – zwei Stilrichtungen, die auf den ersten Augenschein nicht viel gemeinsam haben. Wie habt ihr euch kennengelernt?
Michael Gubler: Ilze und ihr Mann sind Freunde meiner Eltern. Erst kürzlich waren wir zusammen in Zofingen am Markt und haben unsere Kunst ausgestellt. 
Ilze Rohr: Genau, uns hat die freundschaftliche Verbindung zusammengebracht. Auch wenn wir vom Alter und unserem kreativen Ausdruck zwei sehr unterschiedliche künstlerische Ausrichtungen haben, so sind wir doch der Auffassung, dass genau diese Gegensätzlichkeit interessant für die Besucher und Besucherinnen sind. Fotografie und Malerei dokumentieren beide einen bestimmten Moment im Leben, der sich schon im nächsten Moment verändert haben wird. Die Ästhetik des Augenblicks zu sehen, sie weiterzugeben, damit auch andere Menschen daran Freude oder ein ästhetisches Erlebnis haben – das gibt Zufriedenheit und fördert die Kreativität.
S. Mayer: Michael, wie würdest du deine Stilrichtung beschreiben?
M. Gubler: Meine Fotos sollen in erster Linie den Betrachter fesseln und ihm einen neuen Blickwinkel auf verschiedene Situationen geben. Sie sollen farbenfroh sein und mit ihrer Dramaturgie zum Innehalten animieren.  

Spielende Kinder in Nepal

S. Mayer: Und du, Ilze, wie beschreibst du deine Ausdrucksform?
I. Rohr: Die Liebe zur Kunst begleitet mich schon mein ganzes Leben. Vielleicht habe ich mich deshalb für den Beruf als Landschaftsarchitekten entschieden, weil er die Ästhetik der Natur und Kreativität vereint. Allerdings hat sich die Lebenssituation erst in den letzten Jahren dahingehend verändert, dass ich mich mit Zeichnen und Malen ausdrücken kann.

S. Mayer: Ich stelle mir vor, dass du, Michael, viel unterwegs bist, um deine Sujets einzufangen. Was inspiriert dich? Und passt das, was du dann auf der Fotografie siehst auch zu dem, was du vor Ort gesehen hast?
M. Gubler: Meine Bilder sind wie Ausschnitte aus einem grösseren Ganzen und doch fasziniert es mich, wie dadurch oft ein ganz neues Bild entsteht. Es ist spannend zu sehen, wie eine abgewandelte Perspektive eine ganz neue Geschichte erzählen kann. 
Es erinnert mich daran, dass Schönheit oft in den kleinen Dingen liegt und dass es sich lohnt, genauer hinzuschauen, um das Besondere zu entdecken.

S. Mayer: Welche Geschichte möchtest du erzählen, wenn der Betrachter deine Fotografien anschaut?
M. Gubler: Ich möchte Emotionen wecken. Die Bilder sollen den Betrachter inspirieren, zum Träumen anregen, nachdenklich stimmen oder einfach nur mit dem Moment verschmelzen.

S. Mayer: Wo holst du deine Kreativität her, Ilze? Wie bist du auf deine Stilrichtung gekommen?
I. Rohr: Ein wichtiger Teil meiner Kreativität sind Tierporträts. Beziehungen zu Tieren bereichern unser Leben, wir teilen den gleichen Lebensraum, sie sind in jedem Moment unseres Lebens an unserer Seite oder um uns herum. Oft werden sie unsere Familienmitglieder und besten Freunde.

Portrait einer schlafenden Katze


S. Mayer: Malt bzw. fotografiert ihr im Auftrag?
Ilze Rohr: Viele meiner Tierporträts sind Auftragsarbeiten, die sich in Privatsammlungen befinden und nicht ausgestellt wurden.
M. Gubler: Ja ich nehme gerne Fotoaufträge aller Art an. Ich bin breit aufgestellt, fotografiere Portraits, Hochzeitsanlässe oder übernehme auch Firmenaufträge. Seit kurzem versuche ich mich auch in Filmaufträgen.

S. Mayer: Wie bringt ihr eure beiden Stilrichtungen hier im Lindenfeld zusammen – was erwartet uns und eure Gäste?
M. Gubler: Aus meiner Sicht wollen wir eine harmonische Synergie mit unseren unterschiedlichen Stilrichtungen erzeugen, die dem Betrachter eine neue Perspektive bietet.
Ilze Rohr: Ein Foto kann wie gemalt wirken und ein Bild wie fotografiert. Meine und Michis Affinität zu Details und Realismus bei der Darstellung wird dem Betrachter viele Vergleichsmöglichkeiten zwischen Malerei und Fototechnik nahebringen.

S. Mayer: Kunst liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Wenn ich mit euch neben eurem Lieblingsbild stehe, was erzählt ihr mir darüber? 
Ilze Rohr: Ich habe kein Lieblingsbild – alle sind für mich gleich wichtig. Wenn ich nur ein Bild auswählen darf, dann wären es die roten Tulpen. Die haben in meinem Garten geblüht und haben mich von ihrer strahlenden Farbe und Lebensfreude fasziniert. Ich glaube, dieses Bild bring das Licht und die Energie in jeden Raum, in dem es ausgestellt wird.
M. Gubler: Das erste Bild mit dem Feuerkäfer strahlt eine Atmosphäre von Ruhe und Harmonie aus und zeigt die unglaublich vielseitigen Facetten der Natur. Das Bild von den spielenden Kindern in Nepal bedeutet mir sehr viel und zeigt mir jedes Mal, wie wichtig es ist, den Moment zu geniessen und ab und zu ins kalte Wasser zu springen.

Feuerkäfer


S. Mayer: Ich danke euch für das Gespräch; und nun freue ich mich auf die vielen Sujets, die ich tagtäglich im Lindenfeld auf meinem Weg ins Büro betrachten darf.

Das Gespräch führte Simone Mayer-Jacober, Leiterin Kommunikation & Marketing