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Jul

Eine fachliche Auszeichnung, die Türen und spannende Perspektiven
für Tatjana Schenk, aber auch das Lindenfeld eröffnet

Tatjana Schenk ist im Lindenfeld die Leiterin Therapien und hat kürzlich erfolgreich ihren Masterabschluss „MAS Management in Physiotherapie“ absolviert.
Im Lindenfeld werden stationäre und ambulante Physio- und Ergo-Therapien angeboten, mit dem Ziel, dass unsere Bewohnenden, aber auch Mitarbeitenden und Externe wieder in ihrer Mobilisierung und Autonomie gestärkt werden. Um Tatjana Schenks wichtige fachliche Auszeichnung zu würdigen, habe ich sie zum Gespräch getroffen. Viel Freude beim Lesen ihrer reflektierten und anregenden Antworten.

T. Schenk freut sich über ihren Erfolg und den wunderschönen Blumenstrauss

Wenn du deine Masterarbeit inhaltlich einem Laien erklären müsstest, wie würdest du das kurz und bündig tun?
T. Schenk: Hauptaugenmerk habe ich auf die Mobilität sowie die geistigen Fähigkeiten bei Eintritt unserer Bewohnenden / externen Klienten gelegt und habe einen Zusammenhang herstellen wollen, wohin er oder sie schlussendlich austritt – z.B. geht die Person wieder nach Hause, in eine Rehaklinik, bleibt die Person stationär im Lindenfeld oder einer ähnlichen Institution oder verstirbt er/sie auf dem Therapieweg.

Welches Ziel verfolgst du mit deiner Arbeit?
T. Schenk: Zu Beginn wollte ich einfach nur meinen Masterabschluss erlangen. Je länger ich mich jedoch mit dem Gedanken getragen habe, desto wichtiger war es mir, dass mich das Thema inhaltlich erfüllt und der Betrieb vom Thema profitieren kann. Die Planbarkeit eines Aufenthalts stellte sich als Herausforderung dar. Konkret, tritt eine Person ins Lindenfeld ein, machen wir seitens Therapie ein so genanntes Kurz-Screening und prüfen die Mobilität. Seitens Pflege werden die kognitiven und geistigen Fähigkeiten eingeschätzt und im RAI-System eingestuft. Diese Daten benötigte ich für meine Arbeit, um statistisch zu eruieren, welches Austrittsszenario am wahrscheinlichsten ist.

Wie transferierst du den Inhalt ins Lindenfeld?
T. Schenk: Konkret habe ich noch kein Konzept zur Umsetzung fertiggestellt. Im Zentrum stand erst einmal der Abschluss. Die Erkenntnisse, die ich aus den statistischen Daten meiner Masterarbeit gewonnen habe, stellte ich jedoch schon unseren Wohnbereichsleitern und –leiterinnen vor. Im nächsten Schritt werde ich mein Therapie-Team und einen Teil der Geschäftsleitung orientieren. Ich denke, dass meine Erkenntnisse auch für unsere Aufnahme- und Sozialberatung spannend sein könnten. Diese Gedanken werde ich zu einem späteren Zeitpunkt konkretisieren.

Das Thema sollte mich inhaltlich erfüllen und dem Betrieb Mehrwert stiften.

T. Schenk

Auf was bist du besonders stolz?
T. Schenk [lacht]: Ich bin stolz auf mich, dass ich neben meinem Beruf und allem, was sonst noch so läuft, meine Weiterbildung erfolgreich abschliessen konnte. Ich konnte im letzten Jahr während neun Monaten auf 90% Arbeitspensum reduzieren; sonst habe ich immer zu 100% gearbeitet. Ich bin dankbar, dass ich seitens meiner Vorgesetzten sowohl zeitlich, als auch finanziell unterstützt wurde.

Was waren während des Schreibens der Arbeit die grössten Stolpersteine?
T. Schenk: Ganz entgegen meiner Erwartungen stellte sich das Thema Statistik als grosse Herausforderung heraus. Ich habe einen kleinen Master gemacht, das bedeutete unter anderem, dass ich nicht viel statistisches Hintergrundwissen erhalten habe und ich mich mit der theoretischen Materie der Statistik nicht vertieft auseinander setzen musste. Ich bin eine Person, die gerne alles verstehen und im Griff haben möchte. Und so musste ich mich damit anfreunden, dass ich meinem Statistiker vertrauen und darauf zählen musste, dass er aus meinen Daten die optimalen Ergebnisse extrahiert. Zudem war die Kommunikation zwischen mir, meinem Statistiker und meinem Mentor aufwendig. Mein Mentor ist wissenschaftlich super, konnte mich sehr gut im Aufbau und Vorgehen beraten; doch von der Materie, sprich der Geriatrie und der Langzeitpflege, hat er keine fundierten Kenntnisse. Diese Tatsache war jedoch von Anfang an klar.

Der Statistiker hingegen konnte seine Arbeit nur gut machen, wenn ich eine klare Fragestellung hatte. An dieser Situation bin ich persönlich gewachsen, denn ich musste bei meinen Treffen mit meinem Mentor und dem Statistiker klar aufzeigen, wenn ich das Gefühl hatte, dass Auswertungen oder Inputs aus der praktischen Sicht in die falsche Richtung gingen. Die Balance zwischen meinen persönlichen Ansprüchen und denjenigen der Hochschule, mussten immer wieder gefunden werden – die Statistik musste auf meine Antwort passen, damit die Interpretation sinnvoll ist.

Wie fühlst du dich jetzt?
T. Schenk: Mega erleichtert! Insbesondere, dass ich bereits zwei Tage nach der mündlichen Präsentation das tolle Resultat erhalten habe, war für mich grossartig. Ich war übrigens grad am Tanken, als ich gesehen habe, dass das Mail der Hochschule in meinem Posteingang war. Ich wollte unbedingt am PC zu Hause das Login vornehmen, am Handy ist das immer so mühsam. Du kannst dir sicher vorstellen, dass der Tankvorgang für mich eine gefühlte Ewigkeit gedauert hat… Ich bin sehr motiviert für meine zukünftigen Projekte.

Ich möchte immer alles verstehen und im Griff haben. Zeitweise wurde ich während des Verfassens meiner Masterarbeit diesbezüglich sehr gefordert, was mich persönlich wachsen liess.

T. Schenk

Hast du eine Vision fürs Lindenfeld auf deinen Fachbereich bezogen?
T. Schenk: Mein Wunsch für die Therapien generell, der sich auch aus den Daten meiner Arbeit ableiten lässt, ist, dass ich eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mitgestalten kann und dass die verschiedenen Assessments zu unseren Bewohnenden / Klienten gemeinsam vorgenommen werden; jeder Fachbereich aber an seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten arbeitet und dort stark wird. Das ist manchmal eine Gradwanderung aus Fokus auf das Eigene versus das Gemeinsame.

Das Gespräch führte Simone Mayer-Jacober, Leiterin Kommunikation & Marketing Lindenfeld