26
Aug

Mit sanftem Druck das Innerste berühren – das ist Shiatsu

Wir blicken auf eine sehr anstrengende Zeit zurück: Corona hat von vielen Menschen eine hohe Belastung und Flexibilität gefordert. Insbesondere auch in den Pflegeberufen. Monica Weber, Shiatsu-Therapeutin aus Aarau, gelangte mit 14 Gutscheinen an das Lindenfeld und wollte ein Zeichen setzen, damit sich Pflegende während einer Therapiestunde eine mentale und körperliche Auszeit nehmen konnten. Im Interview möchte ich mehr über Frau Weber und diese wunderbare, wertschätzende Geste erfahren.

Frau Weber, wenn Sie die Philosophie von Shiatsu einem Laien erklären müssten, wie würden Sie das tun?
Shiatsu ist Therapie für Körper, Geist und Seele. Das heisst, es interessieren nicht nur die Symptome der Klientinnen und Klienten, sondern die Person als Ganzes. Die Ressourcen – zum Beispiel Fähigkeiten, Möglichkeiten, Stärken – sowie die gesunden Anteile stehen in der Behandlung wie auch im begleitenden Gespräch im Fokus.
Shiatsu heisst übersetzt Fingerdruck (Shi = Finger, atsu = Druck) und wird in Einzelbehandlungen am ganzen Körper gegeben. Therapeutinnen und Therapeuten nehmen den energetischen Zustand der Meridiane, also der Energieleitbahnen im Körper und der dazugehörenden Organe der Klienten wahr, ertasten Blockaden oder energiearme Zonen und nutzen verschiedene Techniken wie Fingerdruck, Dehnungen und Rotationen, um den Energiefluss in den Meridianen und im ganzen Körper auszugleichen. Die Behandlung wirkt ganzheitlich entspannend, anregend und stärkt die Selbstregulation. Mit sanftem Druck das Innerste berühren – das ist Shiatsu.

„Ich fand die Bewegungen angenehm, und die Berührungen wurden fein ausgeführt. Ich hatte vor der Behandlung das Gefühl zu wissen, wo meine Verspannung zu lokalisieren ist; während der Behandlung hat sich dies verändert. Das war sehr aufschlussreich und hat mich positiv überrascht.“

Noemi Egger, Fachführung Gerontopsychiatrie Lindenfeld, über ihre Shiatsu-Erfahrung bei Monica weber

Was hat Sie inspiriert uns die Gutscheine für eine Gratisbehandlung zukommen zu lassen?
In Österreich wurde von Shiatsu-Praktizierenden das Projekt „Die Hände reichen – denen geben, die dauernd geben“ lanciert. Das Ziel war, dem Pflegepersonal auf den Intensivstationen mit einer Shiatsu-Behandlung Entspannung und Regeneration anzubieten. Im Inselspital in Bern wurde der Grundgedanke aufgegriffen und das Projekt „Wir sagen danke mit Shiatsu“ ins Leben gerufen. Ich fand das eine schöne Idee und wollte sie im kleinen Rahmen in meinem Umfeld ebenfalls umsetzten. Aufgrund der örtlichen Nähe und der überschaubaren“ Grösse ist meine Wahl auf das Pflegezentrum Lindenfeld gefallen.

Gab es ein weiteres Anliegen oder eine Idee?
Es liegt mir sehr am Herzen, dass das Zusammenspiel von Schul- und Komplementärmedizin gut funktioniert, dass sich beide Seiten füreinander interessieren und voneinander profitieren bzw. sich ergänzen. Für mich gibt es nicht ein ‘entweder oder’ sondern ein ‘sowohl als auch’. Mit meiner Aktion sah ich auch eine Gelegenheit, dass Pflegefachpersonen die Shiatsu-Methode als Komplementär-Therapie kennen lernen können. Fast alle Personen, die einen Gutschein eingelöst haben, wussten vorher nicht, was Shiatsu ist. An dieser Stelle nochmals vielen Dank für das Vertrauen und den Mut etwas Neues auszuprobieren!

Was ist Ihre persönliche Haltung zum Thema Work-Life-Balance und Entspannung?
Da stellt sich mir die Frage, was heisst eigentlich Work-Life-Balance? Arbeit und Freizeit im Gleichgewicht? Ich denke, man soll-te nicht das eine gegen das andere ausspielen. Es gilt in allen Lebensbereichen wahrzunehmen, was einen belastet und was ei-nem gut tut. Welche Tätigkeiten, Personen, Aufgabestellungen, Situationen usw. beanspruchen viel von meiner Zeit und meiner Energie? Will ich das? Kann ich daran etwas verändern? Es ist wichtig eigene Ressourcen aufzubauen und zu pflegen. Sich zu überlegen, wie kann ich Kraft tanken, was tut mir gut, was macht mir Freude, was kann ich besonders gut und in welchem Umfeld fühle ich mich wohl? Damit wir dies überhaupt wahrnehmen können, sollten wir immer wieder mal versuchen, zur Ruhe zu kom-men und in uns hineinzuhorchen bzw. hineinzuspüren. Eine Shiatsu-Behandlung kann dabei sehr unterstützend sein. Wichtig ist, dass jeder die für sich passende Methode herausfindet.

„Monika hat die grosse Fähigkeit auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Kunden einzugehen. Die Erfahrung hat mir so gut getan, dass ich mir vorstellen kann, eine weitere Sitzung wahrzunehmen.“

Andrea Gut, Wohnbereichsleiterin Suhre Lindenfeld, zu ihrer Shiatsu-Erfahrung bei Monica Weber


Welche Botschaft möchten Sie uns noch mit auf den Weg geben?
Bleiben Sie offen, um Neues auszuprobieren. Eine Shiatsu-Behandlung könnte durchaus auch für Bewohnende des Pflegezentrums Lindenfeld eine sinnvolle, ergänzende Therapieform sein. Sei dies, um besser zur Ruhe kommen zu können, den eigenen Körper und sich selbst wieder besser wahrzunehmen oder um generell der Berührungsarmut im Alter entgegenzuwirken.
Tragen Sie weiterhin Sorge zu Ihrem Personal. Vielleicht besteht die Gelegenheit, dass das Lindenfeld als attraktiver Arbeitgeber mit einem betrieblichen Gesundheitsmanagement in Zukunft dem Personal einen erleichterten Zugang zu Shiatsu-Behandlungen ermöglicht; sei dies vor Ort oder in einer Shiatsu-Praxis in der Nähe.

Ich danke Ihnen für das Gespräch, Frau Weber! Auch ich habe sehr viel Neues erfahren und bin nun selbst neugierig, wie sich eine Shiatsu-Therapie anfühlt.

Das Gespräch führte Simone Mayer-Jacober, Leiterin Kommunikation & Marketing
Weitere Informationen zu Monica Weber: www.shiatsu-monicaweber.ch