06
Jul

Das gute Gefühl im richtigen Beruf zu sein

Die Herausforderungen im Gesundheitswesen sind gross und wurden durch die Corona-Pandemie noch befeuert. Darum ist es umso wichtiger, dass wir motivierte Neueinsteiger:innen unterstützen in ihrem zukünftigen Beruf Freude, Engagement und Sinn zu erkennen; sie fördern, motivieren und ihnen Perspektiven aufzeigen. Die Ausbildung ist zentral, denn hier werden erste Erfahrungen von jungen Menschen gesammelt und erste Berührungspunkte zum Berufsleben geknüpft, die häufig über Verbleib oder Ausscheiden bestimmen.

Rahel Niederberger, ab Sommer im 3. Lehrjahr zur Fachfrau Gesundheit EFZ, arbeitet auf dem Wohnbereich Wyna im Lindenfeld. Weshalb hat sie den Pflegeberuf gewählt? Was reizt sie an einer Langzeitinstitution und welche Pläne hat sie für ihre Zukunft? Ihre Antworten im Interview.


S. Mayer: Was war für dich ausschlaggebend, dass du für dich entscheiden konntest, dass Fachfrau Gesundheit der richtige Ausbildungsberuf ist?
R. Niederberger: Den Wunsch, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und sie zu unterstützen, hatte ich schon seit ich klein war. Für mich war also schon früh klar, dass ich im Gesundheitswesen arbeiten möchte.

Langfristige Bindung aufbauen

S. Mayer: Warum eine Langzeitinstitution und kein Akutspital oder eine Rehaklinik?
R. Niederberger: Ich bevorzuge es, Menschen besser kennenzulernen und ein Teil ihres Lebens zu werden. In einem Akutspital kann ich diese Bindung niemals so stark herstellen, wie in einer Langzeitinstitution.

S. Mayer: Wie hat dein privates Umfeld reagiert, als du gesagt hast, dass du einen Beruf im Gesundheitswesen ausüben möchtest? Insbesondere, da man ja medial von Erschöpfung, Stress und Frustration lesen konnte.
R. Niederberger: Für meine Eltern war es keine Überraschung, da ich schon immer eine sehr hilfsbereite Person war. Sie hofften so-gar, dass ich irgendwann diesen Weg einschlagen würde.

S. Mayer: Wie bist du auf das Lindenfeld als Ausbildungsinstitution gekommen und was war dein erster Eindruck?
R. Niederberger: Eine Freundin hat mir von ihrer Grossmutter erzählt, die im Lindenfeld unter wunderbaren Umständen ihre letzten Tage geniessen durfte. Ich habe mich dann hier beworben und war sehr erfreut, als ich die Stelle zugesagt bekommen habe.

Abwechslungsreicher Alltag

S. Mayer: Gibt es eine Aufgabe, die du besonders gerne machst? Und natürlich auch das Gegenteil: was machst du gar nicht gerne?
R. Niederberger: Sehr gerne führe ich medizinal-technische Verrichtungen durch; aber genauso gerne Pflege ich die Bewohnenden, vor allem wenn ich mir genügend Zeit nehmen kann, um die Bedürfnisse des jeweiligen Bewohnenden zu erfüllen. Was ich hingegen nicht gerne mache, ist die Pflege unter Zeitdruck, weil ich mich dann gar nicht auf den Bewohner bzw. die Bewohnerin fokussieren kann.

S. Mayer: Was ist deiner Meinung nach die wichtigste Einstellung zum Job in der Pflege?
R. Niederberger: Motivation und Eigenverantwortung sind wichtig, wie auch die Freude an der Zusammenarbeit mit anderen Menschen. Das Wichtigste meiner Meinung nach ist aber die Freude, dass man seinen Mitmenschen etwas Gutes tun kann.

S. Mayer: Wie wichtig ist eine gute Begleitung durch deine Berufsbildnerin? Trefft ihr euch regelmässig oder nur, wenn du Fragen hast?
R. Niederberger: Eine gute Begleitung ist sehr wichtig; eine Bezugsperson braucht man für Fragen und Unsicherheiten. Meine Berufsbildnerin arbeitet auch auf dem Wohnbereich Wyna, weshalb ich sie eher öfters sehe.

S. Mayer: Kannst du einen typischen Arbeitstag von dir beschreiben?
R. Niederberger: Die Morgenpflege für ca. drei bis fünf Bewohnende steht am Vormittag im Vordergrund. Am Mittag wird das Mittages-sen verteilt und am Nachmittag liegt der Fokus auf der Aktivierung. Medizinal-technische Verrichtungen führe ich meist im F1 Dienst aus, wie z.B. Medikamente richten/verabreichen, venöse und kapillare Blutentnahmen durchführen etc.

Jeden Tag etwas Neues lernen

S. Mayer: Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Möchtest du z.B. noch schulisch weitermachen?
R. Niederberger: Ich möchte gerne nach der FaGe Ausbildung im Hospiz arbeiten oder mich weiterbilden zur Bestattungsfachkraft. Ich bin aber noch sehr offen.

S. Mayer: Was rätst du Menschen, die in den Pflegeberuf einsteigen wollen?
R. Niederberger: Ich finde es toll, wenn man sich für den Pflegeberuf entscheidet. Wie auch bei anderen Berufen, muss man sich ein-fach sehr umgewöhnen.

S. Mayer: Kannst du bitte diesen Satz vervollständigen: „Der Pflegeberuf ist spannend, weil…“
S. Niederberger: …kein Tag wie der anderer ist. Jeden Tag stehe ich vor neuen Situationen und jeden Tag lerne ich etwas Neues.

S. Mayer: Die Abschlussworte überlasse ich dir. Welche Botschaft möchtest du zukünftigen Lernenden mit auf ihren Weg geben?
R. Niederberger: Ich wünsche zukünftigen Lernenden viel Mut und Erfolg. Habt Spass am Beruf und geht den Weg, den ihr für richtig haltet.

S. Mayer: Vielen Dank für deine Antworten, und ich wünsche dir von Herzen eine lehrreiche Zeit im Lindenfeld mit vielen prägenden Momenten. Alles Gute dir!